Die junge Braut ist allein im Schloss, ihr Gatte hat sie in der Hochzeitsnacht allein gelassen und ihr einen gewaltigen Schlüsselbund überreicht. Sie darf sich gerne umsehen, doch den kleinen goldenen Schlüssel, den darf sie niemals benutzen. Zunächst denkt sie auch gar nicht daran. Die Hexe hat nämlich gerade die Kontrolle und ist viel mehr an einem Schlüssel aus Knochen interessiert, welcher zu einer Tür aus Knochen gehört. Drinnen ist es extrem dunkel, nur durch ein Fenster dringt etwas Mondlicht. Die Braut will einen Vorhang zur Seite ziehen, um mehr Licht zu schaffen, doch als sie den Vorhang berührt, berührt dieser sie auch. Die Frau zuckt zurück, will aber schon wissen, was es mit dem Ding auf sich hat und schneidet sich. Mit diesem Blutzauber spürt sie die Trauer des Vorhangs, der in Wahrheit aus Haaren besteht.
Die Jungfrau glaubt, diese Haare trügen womöglich den Geist einer Frau, die sich nun nach Nähe sehnt. Die Hexe stimmt ihr zu, reißt das Haar herunter und wirft es aus dem Fenster. Als es unten aufkommt, hört man das Brechen von Knochen und das Aufmatschen von Fleisch, sowie einen schmerzerfüllten Schrei. Die Hexe stört das wenig, sie nimmt sich eine Laterne und entzündet sie, um Licht ins Dunkel zu bringen. Überall im Raum wurden Vogelskelette aufgestellt und teilweise in Käfige aus Knochen gesteckt. Plötzlich springt einer der Käfige auf und der Vogel darin rückt vor. Die Braut hält dies allerdings nur für einen Mechanismus. Die Jungfrau und die Hexe sind fasziniert von der Kunstfertigkeit des Raumes, während die Mutter und Animus ihn eher beunruhigend finden. Dann sieht man für einen kurzen Moment den Schatten einer Frau, die auf einem Stuhl sitzt und einen Vogel rupft, hinter ihr steht ein Mann. Die Braut rätselt, was dies bedeuten könnte. Der Vorhang aus Haaren war offensichtlich traurig, denn er sehnte sich nach der Berührung der Braut. Vielleicht war es der Geist einer Frau, die von Blaubart aufgenommen wurde und hier leben durfte. Es geht ein wenig hin und her, doch dann spinnt die Mutter eine herzerwärmende Geschichte: Eine Frau hatte viele Kinder, doch sie starben alle, bis auf eines, das sie lange Zeit pflegte. Sie kochte ihm täglich Hühnersuppe, bis es ebenfalls starb. Blaubart nahm die Frau auf und als einzige Erinnerung an ihre Kinder rupfte sie jeden Tag Vögel, die Blaubart dann ausstellte.
Ja, Blaubart ist ein guter Mann, allen bösen Gerüchten zum Trotz! Die Tür schwingt auf und die Braut verlässt den Raum wieder. Nun will der Animus eine Tür suchen. Die Knochensache war ihm nicht geheuer und die Jungfrau wünscht sich die ganze Zeit etwas mit Blumen. Aber Animus wählt einen schweren Stahlschlüssel, der in einen riesigen Speisesaal führt. Die Tür schlägt erneut hinter der Braut zu und lässt sich auch nicht wieder öffnen. Zuerst ist man erfreut: Hier soll wohl bald ein großes Festmahl stattfinden, denn der Tisch ist mit edlen Tellern bedeckt. Wobei... bei näherer Betrachtung fällt auf, dass Geschirr und Besteck alt und verbraucht sind. Nun, vielleicht haben ja die Bediensteten die Ehre, hier zu speisen? Die Braut ruft, doch niemand ist da. Dann ertönt ein Geräusch, als würde jemand die Tür am anderen Ende des Saals aufstoßen. Hoffnungsvoll geht die Braut dem entgegen, doch die Tür bleibt verschlossen. Dann hört sie, wie ein Speisewagen auf sie zugeschoben wird, obwohl nichts zu sehen ist und sie hört die Stimmen etlicher Leute, die an der Tafel sitzen. Kurz sieht man ihre Schatten, wie sie fett und aufgequollen in ihren Samtstühlen hocken und Nahrung verschlingen. Dann fährt der geisterhafte Wagen durch die Braut hindurch und plötzlich fühlt sie sich, als sei sie ebenfalls Tonnen schwer. Ihr wird übel von dem Gefühl und muss würfen.
Was hat denn das zu bedeuten? Der Animus meint, das sei gewiss ein Zeichen für Blaubarts Schlechtheit, was sonst! Doch die anderen denken, es sei eher eine Mahnung. Ja, Völlerei ist schließlich eine Todsünde und dieser Raum eine Warnung, dem nicht anheim zu fallen. Möglicherweise ist alles ein Test! Die Braut soll selbst erkennen, wie sie Blaubart eine gute Ehefrau sein kann und wie sie sich nicht zu verhalten hat. Wie die anderen so naiv sein können, fragt der Animus, doch die übrigen Drei sind sich einig darüber. Es ist vielleicht keine ideale Wahl, um es seiner Frau beizubringen, doch es ist mit guter Absicht geschehen. Als ein Rad oder Teller durch die Dunkelheit auf die Braut zurollt, macht sich diese schwerfällig auf den Weg zur Eingangstür, welche sich auch wieder öffnet, nachdem sie erzählt, wie lange vor Blaubarts Zeit opulente Herrscher in diesem Schloss gelebt haben und wie ihre ungezügelte Hingabe zur Fresssucht sie schließlich zu Fall brachte.
Endlich dem Saal und damit auch dem Gefühl des Fettseins entronnen, will nun endlich die Jungfrau einen Garten oder einen anderen schönen Raum aufsuchen. Sie nimmt sich einen Schlüssel mit Blumenornamenten und eilt los. In diesem Moment kommen ihr zwei Dienerinnen entgegen, die sich gut amüsieren, bis sie die Braut sehen und beginnen, auf sie einzureden: Was sie denn um diese späte Uhrzeit noch wach sei, dass sie doch ihren Schönheitsschlaf brauche usw. Die Jungfrau will sie auf nette Weise überzeugen, doch die anderen Schwestern reden ununterbrochen auf sie ein, sie solle sich so ein Benehmen nicht gefallen lassen und schließlich gibt sie frustriert auf und überlässt der Hexe die Führung. Die gebietet sich natürlich herrisch und befiehlt den beiden Frauen, sie zu dem Raum zu führen, was sie nur widerwillig tun.
Dieser entpuppt sich tatsächlich als Wintergarten. Die Bediensteten erklären, sie wüssten ja, was zu tun sei und beginnen, sich zu streicheln und gegenseitig auszuziehen. Das hat die Braut nun nicht erwartet und gebietet ihnen, damit aufzuhören. Während sie noch redet, erkennt der Animus, dass aus etlichen Pflanzen Augen wachsen und sie auch aus den Gebüschen beobachtet zu werden scheinen. Zudem ist irgendwo das Geräusch einer Schaufel zu hören, als würde ein Grab ausgehoben. Die Hexe beginnt derweil eine hitzige Diskussion mit den beiden Dienerinnen, welche sie dorthin führen sollen. Die beiden Frauen wollen sich weigern und die Hexe beginnt, sie zu erpressen. Während die eine Bedienstete nachgibt, bleibt die andere stur. Die Mutter drängt die Hexe, ihr die Kontrolle zu überlassen und ist dabei so nachdrücklich, dass selbst diese doch recht willensstarke Schwester schließlich nachgibt. Die Mutter verpasst der aufmüpfigen Dienerin eine schallende Ohrfeige und befiehlt ihnen dann, vorauszugehen. Die Jungfrau beobachtet derweil die Umgebung aufmerksam und bemerkt, dass die beiden Frauen sehr vorsichtig über den matschigen Boden gehen und die eine genau in die Fußspuren der anderen folgt. Sie macht die Mutter darauf aufmerksam und sie tun es ihnen gleich.
So gelangen sie zwar nicht zum Geräusch des Grabens, aber zu einem Brett. Die Mutter lässt die es von den Bediensteten und darunter sieht man... Das hölzerne Gesicht einer Frau! Es scheint mit allem im Garten verbunden zu sein über Wurzeln und Ranken und ein giftiges Glühen geht davon aus. Die Hexe fragt das Gesicht, wer es ist und erhält tatsächlich eine Antwort in Stimmen und Bildern. Sie war einst die Gemahlin von Blaubart, doch sie liebte ihren Garten zu sehr... "Was geschah dann?" "Geht zum Baum und seht selbst", sagt das Gesicht. Also geht es zu einem riesigen Baum, der einst wundervoll und prächtig gewesen sein muss, doch nun verfault und voller Ungeziefer. Dort sieht man, wie Blaubart seine einstige Gattin brutal zusammenschlägt. Bevor man Schlimmeres sieht, bricht die Vision ab. Dieses Mal, so sind sich alle einig, zeigt sich eindeutig das dunkle Gesicht ihres Mannes. Die Frau hat etwas anderes als ihn am Meisten geliebt und wurde dafür bestraft. Mit einem mulmigen Gefühl verlässt die Braut samt Bediensteten den Garten. In ihrem Kopf tobt derweil ein Krieg. Der Animus hämmert auf die anderen ein, er habe es doch gesagt, der Mann sei ein Scheusal. Doch die Übrigen besinnen sich schnell. Es sei immerhin auch eine weitere Warnung. Ein Zeichen, was Blaubart von einer guten Ehefrau erwartet. Ob sich die Jungfrau damit abfinden könne, niemals wieder ihren Garten pflegen zu dürfen, wettert der Animus, doch die Jungfrau entgegnet, sie dürfe dem eben nur nicht zu viel Zeit widmen.
Dann verlangt die Braut, dass die Bediensteten sie zur Kämmerin führen. Zu deren Tür gehört ein schwerer, eiserner Schlüssel mit Rattenkopf und sobald man vor der kalten, modrigen Kellertüre steht, rennen die beiden Frauen schleunigst davon. Die Braut jedoch betritt den pechschwarzen Raum, in dem es von den Wänden tropft. Nach einigen Schritten stößt sie auf eine Art See. Einige zerbrochene Spiegel stehen herum, sie haben wohl einst die ganze Grotte hell erleuchtet. Dank der Laterne hat die Braut immerhin genug Licht, um etwas im Wasser glitzern zu sehen. Sie ahnt, dass dieser Raum ihr Mut abverlangen wird und steigt ins Wasser. Das, was dort glänzt, liegt tief drin und sie erkennt es bald als den Ring, den ihre Mutter ihr damals geschenkt hat, ein Erbstück, welches sie wiederum Blaubart anvertraute. "Seht ihr!", herrscht der Animus die anderen an. "So tritt Blaubart unser Vertrauen mit Füßen!" Er greift danach, doch sofort grapscht eine aufgequollene Hand danach. Eine grausam zugerichtete Frau schwappt durchs Wasser und versucht, den Ring ebenfalls an sich zu reißen. Ihre Finger sind gebrochen, ihr fehlen ein Arm und ein Bein.
Für einen Augenblick sieht man Erinnerungen daran, wie schön dieser Raum einst war, ein Paradies zum Baden. Überall auf den Felsen saßen hübsche Personen, vermutlich Bedienstete, die neidische Blicke auf eine Frau werfen, die geschmeidig wie ein Fisch durchs Wasser gleitet. Auch ein Mann, vielleicht Blaubart, schaut intensiv zu ihr hinunter. Der Animus wettert erneut drauf los. Die Frau habe wohl auch das Wasser zu sehr geliebt, daher habe er ihr dies angetan. Da schaltete sich plötzlich die Jungfrau ein, die seit einer Weile recht still war. Sie fleht den Animus an, ihr die Kontrolle zu geben und schließlich lässt dieser dies auch zu. Mit ihrer Fürsorge wendet sich die Braut der verstümmelten Leiche zu und nimmt sorgsam den eigenen Brautschleier ab. In ihren Augen möchte die arme Kreatur nur etwas von ihrer einstigen Schönheit zurück. Mit sanften Worten schenkt sie ihr das Stück, quasi als Ersatz für den Ring. Dann jedoch überkommt sie die Furcht und sie rennt zur Tür. Schnell erklärt sie, dass die Diener neidisch waren und die Frau umgebracht haben, auch Blaubart wird irgendwie in einem halbwegs neutralen Licht in die Geschichte eingefügt. Die Braut redet hastig, weil etwas aus der Dunkelheit sie verfolgt und immer näher kommt. Vielleicht die Leiche? Im letzten Moment öffnet sich die Tür und die Braut entkommt.
Dreckig und nass streift sie durchs Schloss und landet schließlich an der Türe. Sie überlegt, ob sie sie aufschließen möchte, um sich möglicherweise der letzten Prüfung zu stellen oder ob sie nur einen raschen Blick durchs Schlüsselloch wirft. Sie entscheidet sich dafür, die Warnungen, die sie gesehen hat, nicht zu ignorieren, legt die Schlüssel weg und schaut durch das kleine Loch. Im Raum sieht sie die schrecklich zugerichteten Überreste ihrer Vorgängerinnen und erschaudert. Doch sie weiß ja, worauf sie achten muss, sie weiß, gehorsam zu sein und als sie Blaubart später den Schlüsselbund zurückgibt, scheint dieser zufrieden zu sein.
What did the Bride lose when she saw the horrors through the keyhole?
Die Hexe ist in den Grundfesten ihrer Überzeugung, ihre "Zaubereien" mit ihrem Blut seien ein mächtiges und gutes Werkzeug, erschüttert. Sie schwört dem ab.
What loving impulse kept the Bride from going into the room?
Ihr Verlangen danach, eine gute Ehefrau zu sein. Sie hatte schließlich gesehen, dass Blaubart sehr viel Wert auf Disziplin und Anstand legt, also folgt sie diesen indirekten Weisungen.
How did Bluebeard reward you for remaing loyal and not ever going inside?
Er zeigte sich stets als guter Ehemann und ließ seine Frau oft allein. Die Gewaltausbrüche, die andere abbekommen hatten, blieben ihr erspart.
What is the Bride's favourite room to spend her days in?
Es ist der Raum mit den Vogelkäfigen. Angetan von der herzerwärmenden Geschichte dahinter, beschloss sie, den Staub abzuwischen und alles etwas schöner zu arrangieren, sodass der Geist darin ihre regelmäßige Gesellschaft genießen konnte.
Fazit
Wo soll ich nur anfangen? Es gibt so viele Dinge, die ich über diese Runde erzählen möchte! Zuerst einmal vielleicht: Es war unsere allererste Runde mit diesem System und das hat sich bemerkbar gemacht. Wir waren zwar viele Spieler, die sonst sehr aktiv sind und viele Ideen haben, doch bei der extremen Spielersteuerung war die Gruppe merklich überfordert. Und auch der Spielleiter war nicht immer ganz sicher.Woran lag es das?
Das Regelwerk gibt nur ein paar wenige Beispiele vor, wie die Räume aussehen können. Klare, gut ausgearbeitete Ideen dagegen fehlen, was gerade in einem System, das durch seine Andersartigkeit glänzen will, nicht ganz ideal ist. Hier wäre es wichtig gewesen, dem unerfahrenen BB-SL etwas Arbeit abzunehmen und zu zeigen, was das System kann und vor allem will.
Spieler dagegen sind es gewohnt, dass der SL viele Dinge vorgibt. In BB dagegen haben die Spieler während des Spiels dieses mitzugestalten. Das verlangt von ihnen deutlich mehr Improvisation als gewöhnlich und kann daher überfordernd sein, vor allem, da sie gleichzeitig dauernd miteinander agieren müssen, um die Braut zu steuern. Gleichzeitig hat man außerdem sehr viele Möglichkeiten durch die Maiden und Ring Moves, bei denen man zum Beispiel Fragen stellen kann. Nun war es zumindest mir nicht immer ganz klar, ob die dann vom SL oder den anderen Spielern beantwortet werden sollen. Wir haben es mal so, mal so gehandhabt. Zudem haben wir sie leider nur sehr wenig genutzt - manche davon überhaupt nicht-, vielleicht auch, weil eben die Nutzungsmöglichkeiten unklar waren. Zwar hat jeder Punkt ein paar Beispiele, aber eben nur 1-3 und die sind auch nicht weiter erläutert. Es fehlt einfach ein griffiges Werkzeug, die Gebrauchsanleitung für unerfahrene Neulinge.
Ein intensives Einlesen, Coaching und mehr Beispiele sind notwendig, um mit diesem Spiel zurecht zu kommen. An den Beispielen hapert es leider im Grundregelwerk gewaltig.
Die Runde gefühlt
Durch die ersten beiden Räume sind wir ziemlich durchgehetzt. Wir haben uns nur wenige Minuten dort aufgehalten und aus extrem wenigen Informationen irgendwelche Storys gesponnen, die der Mehrheit gerade in den Kram gepasst haben. So ist anfangs viel von dem Grusel ausgeblieben und es wurde schnell klar, in welche Richtung es gehen wird: Wir sind naiv und vertrauen Blaubart. Nach Raum 2 haben wir das dann aber auch gemerkt, das Tempo etwas gedrosselt und dadurch auch mal schlimme Erlebnisse gehabt.
Der Wintergarten war auch in anderer Hinsicht ein Wendepunkt. Hier hat uns der SL zum ersten Mal mehr selbst beschreiben lassen, wie sich unsere Umgebung gestaltet. Aber auch das Miteinander der Schwestern hat hier einen neuen Höhepunkt erreicht. Wir haben extrem viel miteinander diskutiert und auch endlich richtig die Maiden Moves getestet. Der Garten hätte grandios sein können: Der Horror, gestalkt zu werden, hat sich schon ein wenig gezeigt, wurde aber zu sehr von den Diskussionen und der Aufmerksamkeit auf die beiden Dienerinnen abgelenkt. Hier hätte man zum ersten Mal ein Horrorthema für Frauen haben können: Heimliche Beobachter bzw. Stalking. Leider ist das zu sehr untergegangen. Wieder haben wir uns auf einen anderen Punkt versteift und danach bzw. davor nicht weiter nachgeforscht. Schade, denn hier ist viel Potential verloren gegangen.
Das Ende war dann auch sehr schnell abgehandelt. Je nach Entscheidung für oder gegen Bluebeard hat man die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten und dann wird jedem Spieler eine Frage gestellt (oben in Kursiv und Englisch). Diese sollen eigentlich das Finale bilden und die Geschichte abrunden und zu Ende erzählen. Bei uns waren die Antworten leider sehr kurz und undetailliert, sodass kein echtes Finalfeeling aufkommen wollte. Und dann war es schon vorbei. Ein wenig enttäuschend, aber daran waren wir in unserem unsicheren, überforderten Zustand selbst mit Schuld. Und vielleicht hat auch unser SL nicht den richtigen Riecher für den Horror, der hier Platz finde könnte. Ich kenne mittlerweile seine Auslegung vom Unheimlichen und einige seiner Kniffe und bin seinen Horror gewohnt. Meiner Meinung nach müsste man hier aber anders vorgehen. Ich weiß, dass er sowas auch kann - in dem Harlekin Oneshot von Unknown Armies hat er eine richtig, richtig geile Stalking-Sequenz hingelegt, bei der ich richtig Angst bekommen habe. Nur hier hat er das leider nicht genutzt. Wobei ich dazusagen muss, dass er das Buch erst 2 Tage vor der Runde bekommen hat. Ansonsten wären seine Vorbereitungen für ihn selbst als auch für unsere Einführung sicher intensiver gewesen.
Ebenfalls eine Möglichkeit, um die Räume vielseitig und spannend zu halten: Abwechslung zwischen subtilem, sich langsam ausbreitendem Grusel und offensichtlichem Horror: Ein hell erleuchteter Raum, wo man nach und nach immer mehr Hinweise auf furchtbare Geschehnisse findet vs. die dunkle Grotte mit seiner zerfledderten Wasserleiche. Man sollte nie wissen, was einen erwartet. Und es fehlen tatsächlich normale Räume! Es gibt anscheinend keine Option, mal in ein gewöhnliches Bad zu gehen oder ein Gemeinschaftszimmer der Bediensteten zu finden oder so etwas. Das hätte ich mir gewünscht, ein wenig Abwechslung von eben jenen Räumen, die vorgeschriebenerweise das Unheimliche enthalten müssen.
Ein letzter Punkt, der mir sehr wichtig ist: Es darf nicht jeder Raum so sein, dass ganz offensichtlich Blaubart der Böse ist. Klar, er hat die Frauen umgebracht, aber ich möchte nicht jedes Mal mit der Nase darauf gestoßen werden. Es sollte Hinweise darauf geben, aber auf die Frage "Was ist hier geschehen?" sollte nicht zu oft Blaubart als Täter gezeigt werden. Das hatten wir glücklicherweise auch nicht, aber er kam schon in jeder Vision zumindest als Schatten vor. Allerdings weiß ich wegen unserer Eile nicht, wie es noch weitergegangen wäre. Es ist denke ich sehr schwierig, Hinweise zu streuen, die auf verschiedene Weise interpretiert werden können oder eben nur weinzige Infos beinhalten, die die Waage dann zum Kippen bringen. Ich persönlich könnte das glaube ich nicht.
Was ich jetzt von Bluebeards Bride halte
Ich muss ganz ehrlich sagen: Diese Runde hat mir nicht gefallen. Ich glaube aber, dass das Spiel Potential hat, wenn man sich damit länger auseinandersetzt und es häufiger gespielt hat. Wir haben uns vorsichtig herangetastet und ich denke, wenn wir unsere Optionen besser kennen, kann das Spiel richtig gut werden. Es verlangt sehr, sehr viel von den Spielern. Und damit muss man erstmal klarkommen. Das ist nicht einfach und ich kann mir vorstellen, dass viele nach so einer Runde das Buch ins Regal stellen und nicht wieder anfassen. Das Regelwerk bräuchte mehr Beispiele und Anleitung, damit es beim ersten Mal schon gut wird. So bleibt es aber an den Spielern und am SL, sich da hineinzufuchsen und das Beste draus zu machen. Wer also eine Gruppe hat, die gern viel erfindet und gut improvisieren kann (und auf Horror steht), sollte diesem Werk mehrere Chancen geben, ehe er sich entscheidet. Ich werde hoffentlich bald in den Genuss einer zweiten Runde mit weiblichem SL kommen und damit einer anderen Herangehensweise.
Guter Bericht:D Und ja, ich habe den (mittlerweile doppelten) Zaunpfahl winken sehen;). Ich muss aber sagen, die Stalkingszene habe ich nicht ansatzweise als solche bemerkt, aber gut, wir haben uns wirklich auf andere Sachen gestürzt
AntwortenLöschenIch im Spiel auch nicht, es ist mir erst bei späterem Nachdenken aufgefallen, welches Potential darin lag.
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