Dienstag, 17. Mai 2016

Unknown Armies 3 Testphase Teil 3

Gleich wenige Tage nach der Charaktererschaffung haben wir dann auch unsere erste Testrunde gehabt. Wir waren alle sehr motiviert und gespannt, was nun geschehen würde.

Die Geschichte
Es ist Anfang 2016. Im edlen Vorort Newtonville steht ein kleines, uriges Haus, welches als das Moonbird bekannt ist, benannt nach einem Nachtfalter. Geht man hinein, betritt man zunächst einen halbwegs freien Platz mit einem alten Tisch und einigen Ohrensesseln drum herum. Dahinter findet sich die gläserne Theke, in der ein paar besondere Schmuckstücke bereitliegen. Und dahinter... dahinter macht sich das Chaos breit. Deckenhohe Regale stehen kreuz und quer herum, vollgestopft mit Büchern und Tand, vollkommen unsortiert und ohne Preisschilder. Es riecht nach Duftkerzen und Räucherstäbchen und an der Decke flackert eine alte, nackte Lampe. In einer Ecke steht hinter einem Berg aus Büchern, behangen mit einem Tuch, ein mannshoher Spiegel. Irgendwo geht es hinunter in den Keller, der voll mit unausgepackten Kartons mit Waren ist. Irgendwo oben ist auch noch eine Tür zur kleinen Küche. Doch heute ist nicht das Innere das Besondere, sondern der Zettel, der außen am Geschäft häng:

Was geht vor in der Nachbarschaft?
Sind auch Sie geplagt von beunruhigenden Ereignissen?
Wir dürfen das nicht länger dulden!
Das Licht muss siegen und den Schatten verdrängen!
Kommen sie zum ersten Treffen zum Schutze der Nachbarschaft, diesen Freitag um 18 Uhr, hier im Moonbird (für ausreichend Tee ist gesorgt)
Luna Rin


Einige Minuten vor 6 trifft zögerlich Mr. Kowalsky ein und schaut sich, wie sonst auch öfter, im Laden um, als suche er etwas. Luna kennt ihn natürlich und begrüßt ihn freundlich, bietet ihm Tee an und erfährt schließlich, dass der Mann wegen des Aushanges hier ist. Dann treffen auch Gabriel und Amber ein, man lässt sich in den gemütlichen Ohrensesseln nieder. Luna hat bereits wieder vergessen, dass es Tee geben sollte und eilt in die Küche, um ihn zu machen. "Mr. Kowalsky, würden Sie mir bitte helfen, die Kanne hinüberzutragen?", bittet sie und er hilft zögernd. "Hm, meinen Sie, es kommt noch jemand?", fragt Luna in die Runde. "Wir sollten noch ein paar Minuten warten", ist der Konsens.Kaum eine Minute vergeht, da klopft es an die Ladentür, die ja eigentlich offen ist. "Herein", bittet Luna, doch es klopft erneut. Mit einem Seufzen bewegt sie sich zur Tür und öffnet sie.

Auftritt Ed. Der Gestank nach Fäkalien, Schweiß, Alkohol und anderem Morast dringt langsam in den Laden vor. Vor Luna steht er, in mehrere Lagen Lumpen gekleidet, ein fauliges Grinsen auf dem Gesicht. In der Hand hält er eine tote Taube, die er ihr entgegenhält. "Will tauschen." Ein nicht unüblicher Anblick, eine nicht unübliche Situation. Luna nickt. "Ich hätte da noch ein Hühnchencurry." "Hmm... Curry oder Taube. Curry oder Taube? Muss die Münzen befragen." Damit holt Ed einige alte Münzen hervor und wirft sie, dann fängt er an, zu zählen, wie viele Kopf und wie viele Zahl zeigen. Das wird ein wenig dauern, also geht Luna schon in die Küche und holt das Curry. Als sie zurückkehrt, ist Ed fertig. "Ich nehm das Curry, aber ohne Hühnchen." Innerlich kopfschüttelnd sortiert die Ladenbesitzerin das Fleisch aus und reicht dem Obdachlosen dann das Schälchen. Der greift gierig danach, drückt ihr eine Münze in die Hand und klatscht die Taube ins Essen. Dann geht er.

"Jetzt kommt auf jeden Fall niemand mehr zum Treffen." "Nun, dann können wir ja anfangen. Wir sind heute alle hier, weil uns irgendetwas widerfahren ist, das wir uns nicht erklären können." Amber nickt bedeutungsvoll und beginnt zu erzählen: "In der Tat. In letzter Zeit fürchte ich, die Geister der Toten weilen unter uns. Vor zwei Wochen sah ich sie das erste Mal, nur aus den Augenwinkeln, aber strahlend schön wie ein Engel. Ich bin mir sicher, dass es eine ehemalige Kommilitonin von mir war, aber sie ist vor zwei Jahren gestorben. Und dann letzte Woche sah ich sie erneut." "Ach Amber, es gibt keine Geister", tadelt Luna. "Nur Schwingungen." "Ach, du und deine Schwingungen. Ich weiß, dass es sie gibt, ich habe sie selbst gesehen!" An dieser Stelle schaltet sich nun Mr. Stefani ein: "Was es auch immer ist, ich hatte ein ähnliches Erlebnis. Ich glaubte, meine verstorbene Frau zu sehen. Und darüber hinaus habe ich ein Haus bauen lassen, welches nach seiner Fertigstellung binnen einer Woche zu einer Ruine zerfiel." Luna, nicht an Magie glaubend, meint, es sei vielleicht Stress, der den Mann seine Frau sehen lasse und womöglich sei das Haus damit verknüpft. So ganz will der Unternehmer das noch nicht glauben, macht aber dennoch mit Amber einen Termin zur Therapie aus, um über den Verlust zu sprechen. Nun berichtet die Ladenbesitzerin ebenfalls von seltsamen Dingen, die sie aus dem Augenwinkel wahrgenommen hat, doch diese waren nicht schön und hell, sondern eher düster und bedrohlich. Dasselbe hat auch Kowalsky erlebt, doch er geht am Ehesten davon aus, dass es sich um eine Art Vergiftung handele.

Die Gruppe beschließt, dem auf die Spur zu gehen. Aber natürlich ganz offiziell. Während alle in den folgenden Wochen aufschreiben müssen, was sie gegessen haben, um eine Lebensmittelkontamination auszuschließen, gründen die beiden Männer kurzerhand eine Stiftung: Das Light and Order Health Care Science Institute. Luna bietet Yogakurse an, Amber Beratungsgespräche im psychologischen Bereich, Flyer werden verteilt, Sponsoren angeworben. Die Orte und Zeiten der Sichtung der am Rand des Sichtfeldes wahrgenommenen Phänomene wird ebenfalls notiert. Die Kartons aus dem Laden, vor allem die aus dem Keller, werden in ein von Gabriel bereitgestelltes Lagerhaus gebracht, um Amber Platz für die Kellerrenovierung zu geben.

Schließlich steht das Institut und es werden erste Ergebnisse besprochen. Die Ernährung scheint keinen Zusammenhang mit den rätselhaften Phänomenen zu haben. Dafür zeigt sich, dass diese vermehrt in der Nähe des Golden Plains und des Witch Houses auftreten. "Ah, diese Chinesen wieder. Ich wusste, dass die etwas damit zu tun haben", wettert Luna, die den Konkurrenzladen nicht mag. "Sie stellen jeden Abend Reis für ihre Ahnen raus. Möglicherweise hat das Geister angelockt", mutmaßt Amber, woraufhin einmal mehr eine Diskussion über die Existenz von Geistern mit ihrer Schwester entbrennt. Letztendlich verbringt man einen gemütlichen Abend im Black Web, wo man auf den Brandschutzbeauftragten Bogart Delaney trifft, der den Laden anscheinend inspiziert. Er lässt sich in ein kurzes Gespräch verwickeln, in dem er ankündigt, demnächst auch dem Moonbird einen Besuch abzustatten. Das ist natürlich Grund genug für Amber und Gabriel, sie später zu Renovierungen zu überreden, doch zwecklos. Nur Überwachungskameras und eine Alarmanlage lässt sie zu, da man noch an diesem Abend feststellt, dass irgendwie ein paar Sachen fehlen.

Man rätselt etwas darüber, während man bei einer Tasse Tee unten im Keller sitzt, als es auf einmal laut an der Tür klopft. Aber nicht an der Kellertür, sondern oben. Luna geht hinauf, doch da ist niemand. Genervt schaut sie auf die Straße, doch niemand ist dort. Sie geht also wieder nach unten, es wird etwas geredet, da klopft es erneut und auf einmal durchfährt alle die Erkenntnis: Eigentlich dürfte man das gar nicht bis unten in den Keller hören. Luna hält es dennoch für einen dummen Streich, geht nach oben und versteckt sich, um den Täter auf frischer Tat zu ertappen, Gabriel kommt mit ihr. Amber dagegen glaubt mal wieder, es könne eine Kontaktaufnahme der Geister sein oder - wie Alexandrey vermutet - ein Trick eines Konkurrenten. So wendet sie sich in tiefer Meditation an ihren Schutzgeist und versucht, ihn um Rat zu fragen. Allerdings geht etwas schief und statt einer Antwort wird es schlagartig eiskalt im Raum und die Tassen zerspringen, Alexandrey verfällt in eine Art Schockstarre. Erst, als die anderen beiden wiederkommen und ihn wachrütteln, wird es wieder wärmer. Bevor Amber und Luna erneut in eine Diskussion verfallen können, die Schwingungen im Laden nicht zu stören, klingelt es. Dieses Mal ist es Ed, der sich darüber beschwert, er habe ja zweimal geklopft und er hasse die Klingel. Dann kommt er allerdings zur Sache: In seinem Einkaufswagen, mit dem er sein Zeug herumschiebt, hockt völlig apathisch eine Tochter von Susanne Alice, einer Freundin von Luna. Ed berichtet, er habe sie im Müllcontainer des Burgerladens gefunden und wolle sie nun gegen Essen eintauschen - natürlich habe er das Kind vorher um Erlaubnis gefragt, sie sei ja ein Mensch und keine Sache. Alexandrey wirft ihm nur Geld hin, worüber sich der Obdachlose beschwert, denn das könne er ja nicht essen. In heller Aufregung jagen ihn Amber und Alexandrey ihn fort, dann wird die Polizei verständigt. Tatsächlich ist das Mädchen bereits als vermisst gemeldet. Die Gruppe wird verhört, dann darf sie sich das Verhör von Ed ansehen, bei dem sich wieder einmal zeigt, wie inkompetent Fat Mikie und seine Auszubildende sind.

Am nächsten Tag stattet Alexandrey seiner Mutter Maria einen Besuch im Golden Plains ab. Sie ist im Garten und malt ein Bild, eine Pflegerin ist bei ihr. Das Bild weckt augenblicklich Alexandreys Interesse, denn es zeigt eine schwarze und eine weiße Gestalt, ineinander verwoben, das eine engelsgleich, das andere dämonisch und beides stark an die Erscheinungen erinnernd, die das Institut untersucht. Als er Maria danach befragt, schlägt ihre Stimmung um und sie will nicht mehr malen, doch die sanften Worte der Pflegerin ermutigen sie dann doch dazu. Alexandrey bittet seine Mutter, demnächst eine Freundin mitbringen zu dürfen, die sich etwas mit Kunst auskennt und der das Bild gefallen würde.

So kommt es, dass sich Alexandrey und Luna wenige Tage später ins Golden Plains begeben, während Amber und Gabriel sich das verfallene Haus genauer ansehen wollen. Zunächst werden die Nachbarn befragt, von denen manche die Ruine als Schandfleck betrachten, andere scheinen sie gar nicht wahrzunehmen, bis man sie darauf hinweist. Natürlich gibt es jede Menge Geistergeschichten. Die beiden fangen an, Fotos zu machen und das Haus zu inspizieren. Unwohlsein überkommt sie und Amber spricht einen Schutzzauber über sich.

Luna und Alexandrey sind derweil ins Golden Plains gefahren und besuchen Maria. Die hat einmal mehr starke Stimmungsschwankungen und ist zunächst eher ablehnend. In ihrem Zimmer stehen drei Bilder, zwei davon aber zerstört. Das dritte ist eben jenes, um das es bei dem Besuch geht, doch die Mutter wird schnell so aufgebracht, dass die beiden den Besuch abbrechen. Als sie das Golden Plains verlassen wollen, bemerken sie dunkle Schatten, die sie aus den Augenwinkeln verfolgen. Schreiend rennen sie, doch die Wesen lassen sich nicht abhängen...

Fazit
Spieltechnisch lief die Runde sehr gut. Bis auf ein paar Verwirrungen bezüglich der Würfe gegen einen schockierenden Reiz, wo wir uns gegenseitig verwirrt haben, wie die nun funktionieren, läuft das System sehr rund und ist ziemlich einfach. Man muss nur hin und wieder überlegen, ob man jetzt seine Identity benutzen kann oder gerade nicht oder ob man sie immer nehmen darf.

Ein weiteres Problem, das aufgetreten ist, war, dass ein oder zwei NSCs vom SL nicht so dargestellt wurden, wie es sich die Spieler vorgestellt hatten. Man sollte also bei der Erstellung genau kommunizieren, was man will und was nicht.

Die erste Runde bei UA ist für den SL wohl die schwierigste, denn er weiß nicht, mit wem wir zuerst interagieren und was wir als Erstes tun wollen. Hier ist viel Improvisation gefragt, wenn man nicht gerade einen gerailroadeten Anfang haben möchte. Uns eröffneten sich auf jeden Fall sehr viele Plotstränge, von denen wir gar nicht wussten, welchem wir nun zuerst nachgehen sollten. Daher kam es später dann auch zum Gruppensplitting, was aber gut und schnell vonstattenging.

Was mir nicht so gut gefallen hat war, dass wir entgegen unserer Planung gehandelt haben. Wir hätten eigentlich als etablierte Cabale mit Vorwissen starten sollen. Stattdessen wurde gefordert, die Gründung zu spielen, was dann den Grundgedanken der Cabale verschoben hat. Mich persönlich hat das arg irritiert und ich denke auch, dass es die Beziehung der Charaktere untereinander verändert hat.

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