Samstag, 22. Juli 2017

Karneval des Rollenspiels: Rollenspiel im täglichen Leben

Jetzt habe ich ja schon bei der Blog-O-Quest teilgenommen und bereits letzten Monat auch auf den Rsp-Karneval geschielt, aber dessen Thema war derzeit nichts für mich. Jetzt dagegen bin ich Feuer und Flamme, mich ordentlich über das neue Thema auszulassen! Es geht, wie der Titel schon sagt, um Rollenspiel im täglichen Leben.

Natürlich denkt man sich als Rollenspieler immer mal wieder bei Filmen, wie das wertetechnisch bei einem RPG aussehen würde: Der muss Sonderfertigkeit XY haben/Hahaha! Intelligenz 0 oder was?/Au, der hat grad ne 20 gewürfelt! Leider fallen mir jetzt keine konkreteren Beispiele ein, bei uns passiert sowas auch eher selten, aber ja, es kommt durchaus vor. Allerdings musste ich bei dem Thema direkt an meine Kindheit und Jugend denken, denn Rollenspiel habe ich quasi schon zu Grundschulzeiten betrieben.

Angefangen hat alles im heimischen Garten. Wir hatten einen echt großen Garten mit zwei durch einen Steinweg getrennten Rasenflächen, diversen Bäumen, Schaukeln und einer Rutsche. Mit einer Freundin und später auch meinem kleinen Bruder habe ich dort gerne "Sternenland" gespielt. Sternenland ist eine paradiesische Welt auf einem fremden Planeten oder in einer fremden Dimension, so genau haben wir das nicht genommen. Man musste auf jeden Fall mit einem Raumschiff dorthin fliegen. Zu diesem Zweck wurde dann einfach die Rutsche auf den Kopf gedreht, das vordere Ende war dann das Gaspedal und hinten bei der Leiter war der "Kindersitz" für meinen Bruder. Ich war natürlich der Chef und bin immer geflogen. Und natürlich waren wir auch nie wir selbst. Ich war z.B. immer mein Lieblingscharakter aus meiner aktuellen Lieblingsserie.

Jedenfalls sind wir dann erst nach Sternenland geflogen und sind am Sternenfluss (dem Steinplattenweg) gelandet. Unser Lager haben wir stets unter dem Apfelbaum mit den goldenen Äpfeln aufgeschlagen. Von dort ging es dann zu den anderen Spielgeräten, die den Honigfluss und den Kakaowasserfall darstellten sowie den Riesenlolli, der nie leer wurde (wir haben dann die Luft abgeleckt und erzählt, wie lecker das schmeckt :-D ). Aber natürlich waren wir auch Helden. Im Norden Sternenlandes (beim Komposthaufen) war das Finsterland, wo ein böser Herrscher in einem Schloss lebte (ein Kirschbaum). Wir sind aber nie wirklich auf die Idee gekommen, ihn selbst zu bekämpfen. Stattdessen stellten wir uns immer nur seine Schergen vor, die Sternenland unsicher machten: Böse, giftspeiende Riesenblumen und hüpfende Puffpilze, gegen die mein Ich allergisch war, sodass wir an meinem Niesen stets wussten, wann sie auftauchen. Dann haben wir mit lautem Gebrüll mit Wasserpistolen die Luft und die Tannen vom Nachbarn abgeschossen.

Später habe ich dann mit einer anderen Freundin erst das Musical Cats nachgespielt, dann Als die Tiere den Wald verließen und schließlich fanden wir zu der Zeichentrickserie Mighty Ducks: Humanoide Alien-Enten landen mit ihrem Raumschiff auf der Erde, wo sie gegen humanoide Dinosauerier kämpfen müssen, während sie nebenbei ein sehr erfolgreiches Eishockeyteam werden. Wir fanden diese Serie so toll, dass wir daraus einen ganzen Epos gebaut haben, der viele Jahre Bestand hatte. Jeder von uns spielte einen der Charaktere, die aber im weiteren Verlauf mehrere neue Identitäten bekamen und die Stories sich von der Erde auf das ganze Universum ausbreiteten. Es ging - wir waren halt Teenager - hauptsächlich um Liebe und Intrigen, soweit ich mich erinnere. Wir haben auch sehr fleißig Bilder zu Situationen und den Charakteren gemalt, es war sehr, sehr spaßig.

Auf dem Gymnasium traf ich dann meine jetzige beste Freundin. Unsere Geschichten waren auch etwas erwachsener als die Mighty Ducks Sachen und wir haben einige großartige Charaktere und Weltendesigns erschaffen, die auch ihre Einflüsse auf Black Oracle hatten und haben. Ganz besonders lieb gewonnen habe ich die Marenier bzw. Alfanen. Wir waren eine Zeit lang sehr versessen auf Elfen und haben dann eine Story um ein neues Elfenvolk gebaut. Die Marenier waren im Grunde unter Wasser lebende Elfen. In frühster Zeit wählten die Götter den weisen Mares (ja, wir waren total kreativ mit dem Namen!) als den ersten König der Marenier, doch Mares wies diese Verantwortung von sich und wurde stattdessen Berater für die kommenden Herrscher. Er überdauerte viele Dynastien, bis es zu einem Krieg mit anderen Meereswesen kam und die Marenier an Land flüchten mussten. Dort wurden sie schließlich zu den Alfanen, das sind kleine, dunkelhäutige Elfen, die eher mit Schwertern als mit dem Bogen kämpfen. Hieraus entwickelte sich dann eine großartige Geschichte um den Hofstaat des Alfanenkönigs Alftran (wie ich sagte, sehr kreativ). In Zeiten eines drohenden Krieges gegen die Mächte des Bösen sucht der Elf Anima (achja, und wir hatten Latein in der Schule...) den Goldwald der Alfanen auf, die sich sonst lieber aus den Geschicken der Welt zurückhalten. Anima freundet sich mit dem Alfanen Nuri an und erlernt nach einigem Hin und Her die geheimen Kampftechniken der Alfanen von ihm und drei weiteren Freunden, die wie die drei Musketiere hießen. Später hatten wir dann auch diverse andere Fantasygeschichten, hauptsächlich über Magier, weil wir die vor allem durch "Erdsee" und andere Werke super toll fanden. Aus diesen Geschichten entstanden einige Dinge, die ich auch in Black Oracle eingebaut habe, natürlich mittlerweile umgeformt und auf die doch eher asiatisch als europäisch angehauchte Welt zugeschnitten.

Zu dieser Zeit habe ich dann auch das Forenrollenspiel auf Animexx für mich entdeckt. Auch dort sind einige sehr denkwürdige Charaktere entstanden. So geht der stolze Kazim, Herrscher des Zimenlandes, ebenso auf diese Animexx-Charaktere zurück wie Far, der zunächst Hauptcharakter eines Buches von mir wurde, das ich aber niemals fertig bekommen werde. Aus diesem Buch entstand übrigens die Welt von Black Oracle, in der Far und Kazim als NSC durchaus wichtige Rollen spielen.

Leider gab es an unserer Schule keine Theater-AG oder dergleichen, sodass ich erst in der Oberstufe in den Genuss kam, als wir eine Theateraufführung zu diversen Szenen aus Bertold Brechts Werken aufführten. Ansonsten hatten wir, also meine beste Freundin und ich, in der Schule einen eher schweren Stand in diesem Bereich. Wir kommen vom Land, wo die Hauptbeschäftigung der "normalen Kids" Party machen ist. Mit Larp sind wir erst mit 16 rum in Berührung gekommen, was uns eine vollkommen neue Welt offenbarte! Das machte uns natürlich nur noch mehr zu Weirdos.

Oft werden ja Rollenspieler etwas merkwürdig angesehen, da ja auch der Begriff Rollenspiel auch auf der sexuellen Ebene gerne verwendet wird. Dann muss man immer ein wenig drum herum reden und was von Improvisationstheater erzählen, damit die Leute nicht gleich abschalten. Wobei hier in der Stadt die Menschen etwas toleranter und aufgeschlossener sind, habe ich festgestellt. Als normal gilt man trotzdem nicht immer und man sollte es auch nicht unbedingt erwähnen, wenn man eine WG sucht. Bevor ich hier aber endlos weitermache und mich in tausend weiteren Themen verliere, sage ich einfach mal an dieser Stelle, es reicht für heute. Ich hoffe, es hat euch trotz der Länge Spaß gemacht, ein wenig von meinen Verrücktheiten zu lesen. Würde mich freuen, wenn ihr auch sowas gespielt habt und mal eure Storys preisgebt, die ihr als Kinder und Jugendliche so verbrochen habt XD

2 Kommentare:

  1. Finde ich gar nicht mal so ungewöhnlich. ;-)

    http://clawdeenspielt.de/?p=172

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  2. Vielen Dank für diesen glorreichen Ausflug in die Welt kindlicher Fantasie. Ich habe es sehr genossen und wäre gerne dabei gewesen. Allerdings hätte ich ein paar Ninjas aus unserem Garten im Schlepptau gehabt... ;)

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