Sonntag, 23. April 2017

Cthulhu: Orakelknochen

Und wieder ein Cthulhu-Oneshot, bevor wir demnächst mit einer Kampgane anfangen. Dieses Mal haben wir "Orakelknochen" aus dem Ars Mathematica gespielt. Das Szenario spielt in der Jetztzeit und man ist eine Gruppe von Personen, die an einer chinesischen Ausgrabungsstätte ein altes Ritual nachspielen soll.

Die Charaktere

Lucy Leng ist eine ehemals sehr erfolgreiche Journalistin, die nach Burnout und Spielsucht endlich wieder versucht, Fuß zu fassen. Für ihren Blog schmuggelt sie eine Minikamera in das Grab. Sie stellt im Ritual Daji Su dar, die Konkubine des Königs Di Xin, um dessen Totenritual es geht.

Song Xuan ist eine berühmte Sängerin und Schauspielerin, die allerdings von ihrem ersten Mann misshandelt wurde und ihn deshalb umgebracht hat. Ihr nächster Ehemann starb im Himalaya und wurde von seinem Kollegen gegessen. Besagter Kollege Saul Hay-Lin ist ebenfalls bei dem Ritual dabei. Song stellt hierbei die Hofsängerin Song Xuan dar.

Saul Hay-Lin war ein Archäologe, der viele großartige Entdeckungen gemacht hat, bis eben zu besagter Himalaya-Expedition. Seitdem ist sein Leben quasi zerstört und er hängt an der Flasche. Er soll Yi Yin, den Minister zur Rechten darstellen und ist damit Aufseher über das Ritual. Er weiß als Einziger, dass der Professor im Sarg liegt und das Ritual so auch überwacht.

Mike Wu hat als Fachfremder eine gewagte These über die geschichtlichen Zusammenhänge Chinas und den Indianern verfasst und wurde von Lucy bloßgestellt. Er ist Diabetiker und muss daher seine Insulinpumpe mit in das Ritual schmuggeln. Mike stellt Geng Wu Zhong dar, den Hohepriester, der das Orakel verlesen soll.

Andy Wang ist ein Musikprofessor, der für seine Kenntnisse berühmt war. Allerdings zerbrach bei einem seiner Auftritte durch eine Rangelei mit einem Beamten ein wertvolles Musikinstrument, das sich in Staatsbesitz befand. Nun hat er Probleme mit Gerichten und Versicherungen. Beim Ritual stellt er den blinden Musiker Shi Yan dar.

Die Geschichte

Um das Ritual für alle echter wirken zu lassen, hat Professor Cambridge allen mitgeteilt, die jeweils anderen würden eine bewusstseinserweiternde Droge bekommen und nur die jeweilige Person sei die einzig geistig klare Person beim Ritual. Natürlich hat niemand diese Droge bekommen, aber alle spielen trotzdem mit. Die Gruppe wird in die Grabkammer getragen und die Ausgänge werden mit schweren Steinen versperrt. Nun "erwachen" die Gruppenmitglieder langsam und beginnen, sich umzusehen. Shi Yan, der seine Augen geschlossen hält, tastet über den Boden und entdeckt unter der Sandschicht ein seltsames Metall, auf dem feine Linien einen Vogel mit zu vielen Gliedmaßen darstellen. Nun stellen sich alle einander vor und zumindest Daji Su und Yi Yin beginnen, sich im Raum ein wenig umzusehen. Song führt Shi ein wenig herum, während Wu darauf pocht, möglichst bald mit dem Ritual zu beginnen. Daji ist darüber wenig erfreut, fügt sich jedoch, da sie befürchtet, der Priester könne ihr etwas antun, da sie die Grausamkeiten des Königs unterstützt und angestachelt hat. Zuvor entdeckt die Gruppe jedoch noch den Tanzkreis, umringt von Jadetafeln, ein schwarzes Ei auf dem Altar, einige Instrumente und eine Grube voller Knochen. Dann nehme alle an einem niedrigen Tisch Platz, jeder neben einem einbalsamierten Toten, der einen Ahnen des Königs darstellt. Beim Hinsetzen greift sich der Musiker halbwegs ungeniert unter seiner Kleidung in den Schritt - eine Tarnung, die Andy gewählt hat, um sein Aufnahmegerät so zu verstecken, dass es natürlich aussieht...

Nun, wo alle am Tisch sitzen, auf dem köstliche Speisen stehen, ist man sich unsicher, wie es weitergehen soll. Eigentlich müsste der Minister das Mahl anleiten, doch er weiß offensichtlich nicht, was er tun soll. Daji Su bzw. Lucy weiß zwar, wie es abläuft, kann es ihm aber nicht mitteilen, da dies die Etikette verletzen würde. So sitzen alle schweigend einige Minuten da, bis der Hohepriester den Minister leise flüsternd an den Ablauf erinnert. Beim Speisen spricht der Minister gut dem Wein zu, während der Priester sich besonders über zuckerhaltige Dinge hermacht. Natürlich vergessen alle, dass sie bereits während des Mahls musizieren und tanzen sollten, was besonders bei Song furchtbare Ängste auslöst, der König würde kommen und sie aus Rache töten. Plötzlich lärmt es draußen und die Erde erzittert leicht. Das sind die Maschinen der Arbeiter, doch natürlich muss die Gruppe so tun, als wäre es ein Erdbeben. Als Shi Yan sich an die Qing-Steine zum Musizieren setzt, stellt er fest, dass diese aus Schädelknochen bestehen. Daji Su und Wu tanzen im Tanzkreis, während der Minister die Grabbeigaben durchsucht und Song eine der beiden großen Steintafeln liest, die an den Seiten des Raumes hängen. Sie wird dadurch völlig verstört und glaubt nun, sie befände sich gar nicht mehr in dieser Welt.

Schließich begibt sich Wu zum Altar und gießt Blut aus einem brodelnden Kessel - in dem noch diverse Organe schwimmen - auf die Schildkrötenpanzer, welche die Orakelsprüche enthalten. Der Minister findet derweil einen kleinen Gegenstand, der sich als eine Patrone. Er steckt sie schnell ein, sodass niemand sie zu Gesicht bekommt. Dann kommen alle zum Priester an den Altar. Wu liest den ersten Orakelspruch vor, woraufhin eine donnernde Stimme erklärt, die Ahnen würden den König nicht aufnehmen. Der Schreck sitzt bei einigen so tief, dass sie Halluzinationen davon haben, wie die Mumien am Tisch aufstehen und sie auslachen. Einer der Gruppe greift diese Halluzination sogar an. Der Rest denkt sich derweil, dass irgendwo Lautsprecher angebracht sein müssen und beruhigt die anderen wieder. Bei diesem Chaos wird schnell klar, dass jeder genau weiß, wer er ist. Man reißt sich jedoch zusammen und macht für die Wissenschaft weiter, da die Ausgänge ohnehin versperrt sind und es etwas dauern wird, bis sie wieder geöffnet werden. Nur Song ist der Meinung, sie sei wirklich zu einem Mitglied des Hofstaates geworden.

Beim nächsten Orakelspruch wabert eine weiße Substanz aus dem schwarzen Ei und alle, die von dem Nebel berührt werden, fühlen sich plötzlich sehr gut. Auch auf die nächsten beiden Sprüche antworten seltsame Stimmen: Der Schwarze Vogel wird den König nicht mitnehmen, aber dort wo Stahl besteht, werden Wälder wachsen. Dabei vibriert der Boden und legt einen Teil seines Ornamentes frei, welches einen seltsamen Vogel und einen Wald mit seltsam gekrümmten Bäumen darstellt. Und dann tauchen plötzlich vor den Augen einiger, später vor den Augen aller seltsame Kreaturen auf, die Dimensionsschlurfer. Sie stehen schattenhaft in den Ecken des Raumes und beobachten die Gruppe, dann sind sie wieder verschwunden. Daji Su sieht sich plötzlich selbst und wie sie und alles um sie herum zerfließt, woraufhin sie bewusstlos wird und das Ritual somit kurzzeitig unterbricht. Schnell wird sie jedoch wieder geweckt und es geht weiter.

Erneut erscheinen die Wesen, halb Affe, halb Insekt, verschwinden wieder, werden mal mehr, mal weniger sichtbar, tauchen an unterschiedlichen Stellen im Raum auf und greifen schließlich an. Shi Yan reißt sich los und rennt um die Gruppe herum, doch die Wesen verfolgen ihn und drohen ihn mit den Klingenarmen zu zerschneiden. Erst, als er sich wieder in den Gebetskreis einreiht und die Orakelsprüche fortgesetzt werden, verschwinden die Kreaturen kurzzeitig. Song schreit, dass sie die Wesen durch das Ritual herbeirufen, tut aber nichts, um es zu unterbrechen. Stattdessen handelt die Gruppe eher, als würde das Ritual gegen die Wesen helfen. Dann jedoch verzerrt sich für einige Mitglieder die Realität, sie hören alles zeitversetzt und auch den Widerhall aller Klänge im Raum, sogar Berührungen scheinen für sie Geräusche zu verursachen. Song dreht nun völlig ab und beschuldigt Yi bzw. Saul, ihren Mann getötet zu haben, woraufhin Lucy ihn in Schutz nimmt. Plötzlich öffnet sich der Sarg mit einem lauten Knall und ein in eine prächtige Rüstung gehüllter Mann erhebt sich daraus. Er trägt allerdings eine Pistole. Andy erkennt ihn sofort als Professor und Saul wusste ohnehin, dass er sich im Sarg befand, um das Ritual zu überwachen. Der Professor drängt die Gruppe endlich weiterzumachen und das nötige Menschenopfer zu bringen, woraufhin Lucy sich todesmutig auf ihn stürzt und ihm, nachdem sie zweimal angeschossen wird, die Beine wegziehen kann. Mit vereinter Kraft überwältigt die Gruppe ihn. Leider ist Andy von den wieder auftauchenden Kreaturen so von der Rolle, dass er das Ritual vollenden und dem Professor den Kopf abschlagen will. Lucy kann dies verhindern und die Gruppe hievt den Mann zurück in den Sarg und schiebt den Deckel wieder zu. Aber auch Song, die noch immer glaubt, sie sei jemand anders, besteht noch immer auf ein Menschenopfer.

Die Kreaturen greifen nun unbeirrt weiter an, Lucy und Saul haben jedoch eine Art Vision oder zeitlichen Rückblick, wo sie sehen, wie etwas in das Knochenbecken geworfen wird. Dort findet Saul ein Pergament, welches ein Schutzmittel gegen die Wesen beschreibt. Gleichzeitig verformt sich die Realität und der Boden wird plötzlich zu widerlichem Morast, der jede Bewegung erschwert. Derweil packen die Dimensionsschlurfer nacheinander Lucy und Mike und verschwinden mit ihnen. Der Rest stellt in dem Chaos irgendwie das Schutzmittel fertig, wobei sie auch Teile der Mumien zerbröseln müssen und dabei bemerken, dass vier davon frisch sind und gehäutet wurden. Dann kehrt Ruhe ein. Die Wesen bleiben verschwunden, die beiden Mitstreiter allerdings auch. Sie befinden sich in der Dimension der Wesen und werden wohl nie von dort zurückkehren. Dann werden die Steine vom Eingang weggeschoben und ein abgetrennter Kopf rollt ins Grab hinunter. Bewaffnete Militärs stürmen das Grab. Das nächste, an das sich die Überlebenden erinnern, ist, wie sie in einem ähnlichen Grab erwachen. Nur der bewusstlose Professor Cambridge wurde in seinem Sarg nie gefunden und liegt vielleicht noch immer dort...

Fazit

Das Szenario war ziemlich cool. Der Aufbau und die Spannungskurve waren sehr gut und das Finale ordentlich chaotisch. Die Dimensionsschlurfer haben die Charaktere ziemlich in den Wahnsinn getrieben. Auch die empfohlene Musik hat super gepasst. Mit dem Öffnen des Sarges war unser SL übrigens sehr gemein: Während wir mit Diskutieren beschäftigt waren, hat er sich ein Steelbook genommen und zu Boden fallen lassen. Das war ziemlich effektvoll!

Zu Anfang gab es bei uns allerdings ein wenig Probleme mit dem Ablauf des Rituals, da die Informationen, die wir vom SL erhielten sich nicht ganz mit denen deckten, die Yi Yin und Wu kannten. Da war als brave Spieler natürlich alles richtig machen wollten, war das natürlich etwas blöd. Einige Informationen aus dem Buchtext scheinen in den Texten für die Spieler zu fehlen, ob beabsichtigt oder nicht. Das fand ich etwas verwirrend und es führte am Spieltisch zu Irritation und Diskussion.

Anmerkungen für den Autor

Ich habe später in das Abenteuer reingelesen und mir sind ein paar Dinge aufgefallen, die du vielleicht für dein nächstes Werk oder für eine Neuauflage beachten solltest.

Zunächst ist die Rolle von Saul ja als Verräter gedacht. Im Text wird jedoch nicht ganz ersichtlich, wie sehr er eingeweiht ist. Auch würde ich in seiner Charakterbeschreibung stärker darauf eingehen, immerhin ist das ja der wichtigste Fakt für diesen Charakter und der Spieler sollte sich darauf fokussieren.

Auf S. 50 bei Punkt "6: Speisetafel" wird auf das Übersichtsbild verwiesen. Die Mumien sind laut Text mit einem M gekennzeichnet, was aber nicht (mehr) der Fall ist in dieser Version. Hier hat aber wohl eher das Lektoriat gepatzt.

An drei Stellen ist mir aufgefallen, dass du bei einem kurzen Absatz zu Beginn und am Ende dieselbe Information bringst. Aufgrund der Kürze ist das eher überflüssig. Die besagten Stellen sind:
S. 46 "Die schreckliche Wahrheit": Dass es die Droge nicht gibt wird direkt im Folgesatz am Ende wiederholt.
S. 49 "Gespieltes Erwachen": In der Mitte und am Ende wird auf die IN- bzw. Horchenprobe verwiesen, mit der man die arbeitenden Maschinen erkennt.
S. 56 "Wir müssen diesen Wahnsinn stoppen": Im ersten Punkt und im Schlusssatz wird beschrieben, wie Cambridge aus dem Sarg springt.

Außerdem ist die Idee mit dem Geheimauftrag zwar gut, Seitenzahlen und der Titel Handout 1 verraten leider sehr schnell, dass jeder diesen Zettel erhalten hat. Besser wäre, diese Seite eher ans Ende zu setzen und einfach mit Handout B zu betiteln, sodass es eher von den anderen Handouts losgelöst wirkt.

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